icon-tick Lokale Fachhändler unterstützen icon-tick Riesige Auswahl icon-tick Unschlagbare Angebote
Megavalanche Radrennen

Erfahrungsbericht vom Megavalanche

Legendär und bekannt ist die Skistation in den französischen Dauphiné-Alpen sicherlich nicht nur bei begeisterten Skifahrern, auch ambitionierten Rennrad Fans ist der Name ein Begriff. Nicht zuletzt durch die Toure de France und den beeindruckenden Aufstieg mit seinen 13,9 Km, 1118 Höhenmeter und durchschnittlichen 8% Steigung. Unvergessen der Rekord von Marco Pantani im Jahr 1997. Er kurbelte die 21 Serpentinen in 37 Minuten 35 Sekunden hoch, Wahnsinn!

Doch wo es rauf geht, geht es bekanntlich auch runter. In Alpe d`Huez geht es sehr weiter hoch und vor allem sehr weiter runter. Immer im Juli startet hier eines der längsten und härtesten Enduro Rennen dieses Planeten, der Megavalanche.

Der Start, auf dem etwas über 3300 Meter hohen Gletscher, 28Km Abfahrt und 2600 Tiefenmeter sind Zahlen die eingefleischten Enduro Fahrer ein breites Grinsen ins Gesicht und einen leichten Schauer über den Rücken bescheren.

Vor einigen Jahren hatte ich ein DH-Magazin in der Hand und genau dieses Magazin hat mir eines der schönsten und aufregendsten Sporterlebnisse beschert, die ich je erleben durfte.

Hier mein Erlebnisbericht vom Megavalanche

Der Starthang ist so steil, dass selbst ein Schneelöwe seine größte Mühe hätte diesen zu bewältigen“ war im Dowhillmagazin zu lesen und daneben ein Bild von zwei Jungs, die auf dem Hosenboden den Starthang hinunterrutschen. Mir war der Autor dieses Artikels von diversen Rennen bekannt und ich wusste er ist, zumindest was das DH-Bike angeht, kein Weichei. Diese Zeilen waren es, die mich dazu bewegten, mich für dieses Spektakel anzumelden, nicht wissend was mich dort wirklich erwartet und voller Übermut.

Einige Monate und viele Trainingsstunden später war es dann so weit. Angereist mit dem Wohnmobil und unterstützt von Freunden stand ich auf dem Parkplatz der Skistation, der Bergankunft der Tour de France und meinem Parkplatz für die nächsten Tage. Eigentlich war es Hochsommer, aber doch angenehm frisch in der Höhe. Sonne satt und gleich auf den ersten Blick zu sehen die Gipfelstation am Gletscher und die Trails, die sich den Hang hinunter schlängeln.

Noch am selben Tag holte ich meine Startunterlagen und den ersehnten Lift Pass, den jeder Teilnehmer des Magavalanche bekommt. Leider war alles auf Französisch und für mich 0,0 aufklärend, aber egal dachte ich, „ist ja nur ein Rennen und der Rennablauf ist immer derselbe“, eine fatale Fehleinschätzung wie sich schnell herausstellen sollte.

Tag zwei und erster Trainingstag

Die Aufregung stieg mit jedem Handgriff und jedem Kleidungsstück, das ich mir überzog. Bike, Protektoren, Helm, Liftkarte, Werkzeug und Verpflegung, das war alles was ich benötigte, oder doch nicht? Fehlt da nicht noch was? Nein – passt!

Los geht’s zur Gondel, begleitet von meinem Freund und Mitstreiter. Entspannt und super gelaunt, mit ca. 20 anderen Biker und offensichtlich Teilnehmer des Rennes, ging es immer höher Richtung Bergstation. Die Franzosen lachten, schrien und freuten sich auf den immer näherkommenden Ausstieg. Mir, mit meiner Höhnangst hingegen, schnürte sich der Magen mit jedem Blick in Tiefe mehr zusammen.

Endlich geht die Gondel auf und wir treten auf die Gitter der Aussichtsplattform. Ein Gedanke drängt sich in den Vordergrund „…. der Starthang ist so steil, dass selbst ein Schneelöwe…“

Na da bin ich ja mal gespannt was jetzt kommt. Ein Gesicht eines mit Protektoren gepanzerten Kollegen an der Brüstung der Aussichtsplattform spricht Bände. Ich glaube er hat gerade etwas Angst Pipi in die Hose gemacht, so sieht zumindest sein Gesicht aus.

Bevor ich mich richtig auf mein Bike schwingen und mich den Gletscher des Pic Blanc hinabstürzten kann, fahren die ersten schon auf dem Hosenboden Bergab. Das geht natürlich für mich nicht und ich lege erstmal mit meinem Kumpel auf zwei Rädern los.

Mittlerweile ist es schon nach 12 Uhr und wir haben vergessen das auch hier oben aus Schnee, Schneematsch wird, wenn nur genügend Sonne und Bike Reifen den harten Untergrund bearbeiten. Weit kommen wir bei diesen Bedingungen nicht und die Lacher der französischen Bike Freunde, als ich über den Lenker meines Fahrbaren Untersatzes absteige, hallen noch heute in meinen Ohren.

Übermut tut selten gut! Nach dem Gletscher und den folgenden Geröllfeldern, fahren, nein rasen, wir einen schmalen, flowigen Trail am Berghang entlang. Aufgereiht wie an einer Perlenschnur und schon fast im Wettkampftempo geht es bergab, bis ich hinter mir einen lauten Knall und ein dazugehöriger lauter Schrei höre.

Angehalten und umgedreht, sehe ich meinen Kumpel ca. 20 Meter unter mir liegen. Wow hier ist es auch sehr, sehr steil denke ich mir, das kam mir auf dem Bike in meinem Tunnel gar nicht so vor. Zum Glück waren wir nicht allein und die „Bergung“ ging zügig von Statten.

Kurz darauf erreichen wir nach einem gefühlten mörderischen Gegenanstieg und einer kurzen Mit Anliegern und Sprüngen gespickten Abfahrt, Alpe d´Huez. Ich freue mich bereits auf das wohlverdiente Abschlussgetränk. Michel, mein Mitfahrer, zieht seine Handschuhe aus und zeigt mir seine blaue, geschwollene Hand. Upps da ist wohl mehr kaputt als gedacht und der Typ verzieht nicht mal eine Augenbraue. Komisch die Franzosen wedeln aufgeregt mit den Armen und signalisieren wir sollen mitfahren. Langsam begreife ich, dass wir noch nicht im Ziel sind und der Spaß noch nicht zu Ende ist. Für Michel allerdings schon, er macht sich auf ins Krankenhaus und kommt erst spät abends mit Gips zurück. Ich hingegen gebe nochmal Gas und fahre über nicht enden wollende Trails, Anlieger und geniale Abfahrten weiter ins Tal.

Zugegeben im oberen Teil gab es fast zu viele Gegenanstiege manchmal nur sehr kurz aber meistens sehr steil, was mit voller Montur und dickem Bike nur bedingt Spaß macht und enorm Kräfte zehrt. Aber diese „mini Anstiege“ sollte nicht die Letzten und auch nicht die schwersten an diesem Tag gewesen sein.

Apropos Kräfte, als wir gerade durch den Zielbogen fahren, sehe ich wie der Bikeshuttelbus gerade vom Parkplatz fährt. Ärgerlich denn der fährt nicht all zu oft, ein Blick auf die Uhr lässt mich zusammenzucken, denn es war der letzte Bus für heute.

Was jetzt? Heute Morgen beim Check meiner Materialien spukte es mir noch durch den Kopf, du hast etwas vergessen, genau das Handy. Das liegt im Womo und geht wenigstens nicht kaputt aber meine Freundin anrufen ist jetzt eben auch Fehlanzeige.

Es bleibt mir also nichts anderes über als mich mit dem Bike auf den Weg nach oben zu machen. Wie war das mit Pantani, knapp unter 40 Minuten? Okay dann komme ich auch in einer Stunde oben an. Dachte ich zumindest, da habe ich aber falsch gedacht. An der Stempeluhr für die Rennradfraktion schau ich den Anstieg hoch. Das sieht ähnlich steil aus als der Einstieg oben am Gletscher, nur andersrum! Die ersten Meter sind schon mit der Ausrüstung und dem schweren Bike eine Qual, und nach der ersten Kehre und ein paar hundert Metern wird es gefühlt noch steiler. Wie ätzend denke ich mir, und höre hinter mir ein lautes Knattern eines Dieselbetrieben Wohnmobils, meine Rettung für die nächsten Kilometer. Ich hänge „wie der Hund am Presssack“ an der Leiter des Kanterten Ungetüms und halte mich, solange es geht, daran fest. Trotz „Abschleppdienst“ ist es eine Tortur und nicht das, was ich mir zum Abschluss des Tages gewünscht hätte. Auch der längste Anstieg hat einmal ein Ende, auch der in Alpe d´Huez. Kaput, aber Happy komme ich am Wohnmobil an wo mich alle besorgt erwarteten.

Den zweiten Trainingstag lasse ich dank dicker Beine, ziemlich entspannt angehen und überlege mit welchem Bike ich das Rennen bestreite, Enduro oder DH-Bike? Die Entscheidung fiel dann doch auf den DH-Boliden. Als kümmerte ich mich mehr um die Technik als ums Fahren. Den Gletscher lies ich aus und fuhr nur noch eine Besichtigungsrunde auf dem unteren Teil der Strecke. Den Shuttle erreichte ich heut dann Gott sei Dank pünktlich.

Race Day!

Anders als in den letzten Jahren, gab es zu meiner Zeit leider noch keine Quali, Die Startaufstellung der 750 Fahrer wurde über den Eingang der Anmeldung geregelt. In den ersten beiden Reihen standen die Profis und Fahrern aus der Elite, ab der dritten Reihe reiten sich dann die restlichen Fahrer nach Startnummern ein.

Nervös war ich, das war sicher! Die Pros vor mir und hinter mir ein unendlich erscheinender Mix aus Meschen und Bikes. Besser nicht umdrehen und sich langsam auf den Start vorbereiten war nun angesagt. Um mich herum hatten alle dicke Daunenjacken an, was bei den früh morgendlichen minus 2 Grad auch wirklich angebracht war, meine fehlenden französisch Kenntnisse bescherten mir nun etwas Zähneklappern. Etwas Rum mit Tee des Organisationsteams und die einsetzenden Techno Beats halfen da ungemein nicht zur Eis Säule zu erstarren.

Die Helikopter kamen die Techno Musik wurde lauter und der Countdown begann. Die Nervosität und Anspannung verschwand jedoch, sobald die berühmte Megavalanche Melodie anfing und der typische Ruf „ALARMAAAAA“ ertönte. Ohrenbetäubender Lärm der Rotorblätter, der Musik und der grölenden Menge erschwerten die Konzentration auf das, was gleich über mich hereinbrechen sollte.

Der Startschuss des Rennens

Selten hatte ich ein solches Gefühl auf meinem Bike wie das, was mich beim Einfahren in den bestens präparierten Steilhang durchflutete. Gefühlt beschleunigte ich schneller als ein Porsche GT3, die Meute um mich konnte ich ausblenden und hielt mich wacker auf meinem Bike. Nur nicht stützen war die Parole der Stunde. Bremsen, wenn überhaupt mit gefühlvollen Fingern wie beim Entschärfen einer Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg, Etwas zu viel gebremst und es ging ab auf den harten Schnee. Durch die Profis und die wenigen Freizeitritter vor mir hatte ich überwiegend freie Fahrt und konnte den Gletscher Sturzfrei verlassen und war als einer der ersten Hobbyfahrer in den Geröllfeldern. Hier fuhr ich lange Zeit hinter einem mir überlegenen Fahrer her, der mir eine geniale Linie vorfuhr. Das führte dazu, dass ich unter den ersten 100 Fahrern des Feldes Alpe d´Huze passierte, ehe mich ein platter Reifen ausbremste und viele Plätze nach hinten katapultierte. Egal ich bin nicht hier um, um den Sieg zu fahren, nein ich wollte Spaß und den bekam ich! Selbst beim Schlauchwechseln grinste ich das es mir fast den Fullface Helm vom Kopf gezogen hätte, ganz zu schweigen davon, wie sich die Glückshormone durch meinen Körper peitschten als ich wieder auf meinem Bike saß.

Durch den Regen am Vortag wurden die nun zu befahrenen Almwiesen ehre eine Rutschpartie, ganz zu schweigen von der „Achterbahn“ in den ausgefahrenen Trampelpfaden im Wald. Konnten die noch im Training mit V-Max durchfahren werden, glich das heute im Rennen eher einer Floßfahrt. Gefangen in einer Schlammlawine ging es relativ unkontrolliert bergab.

Nach diesem kraftraubenden Abschnitt war der kurze asphaltierte Weg eine reine Wohltat. Leiht bergauf aber deutlich entspannter als diese Schlammhölle im Wald.

Ehe ich mich versah und getragen von den viel Anfeuerungsrufen der unzähligen Zuschauer war das Ziel in Allemont schon in Sichtweite und die Konzentration bereits gegen null, als es mich in der Letzen Kurve noch einmal ordentlich aufs Erdreich klatschte. Die Lacher und das Gegröle der Zuschauer waren dabei absolut auf meiner Seite. Dann ging es die letzten paar Meter ins Ziel. Nach einer Stunde 45 Minuten und 31 Sekunden komme ich erschöpft aber überglücklich und dankbar, ein Teil dieses Mega Spektakels gewesen sein zu dürfen, im Ziel an. Als 229. von 750 Startern bin ich mehr als zufrieden und feiere die Siegerehrung mit den Sportlern aus mehr als 30 Nationen.

Joachims Fazit:

Big, bigger, the MEGAVALANCHE! Das Rennen in Alpe d`Huez ist für mich eines der schönsten Sport Erlebnisse auf dem Bike, für jeden Enduro und DHler ein absolutes Muss und jede Sekunde Anreise und Vorbereitung sowie jeden Euro Wert. Die Tage hier und das verrückte Rennen, die Zuschauer und die durchgeknallten und immer sympathische Mountainbikergemeinde aus der ganzen Welt waren einfach nur der Wahnsinn.

Ach, wie die Zeit vergeht! Da sitze ich hier, schwelge in Erinnerung, und merke erst jetzt, dass ich über ein Sport Erlebnis aus dem Jahr 2000 schreibe. Ich spüre noch immer den Fahrwind bei knapp 100 Km/h auf dem Gletscher, genieße das Brennen in den Lungen und das Zittern der Muskulatur. Dazu den Duft der Almwiesen, das schreien der Zuschauer und den Tunnelblick unter meinem Integralhelm. Es war einfach ein geniales MTB-Fest!

Tunnelblick unter meinem Integralhelm. Es war einfach ein geniales MTB-Fest! Auch wenn sich das Reglement seit dem Jahr 2000 mittlerweile deutlich geändert hat, die Streckenführung etwas verkürzt und nicht mehr dieselbe ist und es dazu eine Qualifikation im Vorfeld gibt. Eine E-Bike Klasse und die Startgruppen deutlich kleiner sind, Ist der Megavalanche ein Event für jeden MTBler, egal ob als Zuschauer oder Teilnehmer am besten mit der ganzen Familie!

Verpasse nichts mehr mit dem bike-angebot Newsletter

Ich möchte zukünftig mit dem Newsletter über aktuelle Trends.
Angebote & Gutscheine per E-Mail informiert werden.
Eine Abmeldung ist jederzeit kostenlos möglich.

footer.newsletterHeadlineTwo

footer.newsletterTextTwo

footer.newsletterReturn