
Meine Erfahrungen mit dem Loca Road +
Manche Bikes kennt man schon lange vom Schaufenster – andere überraschen einen komplett. Das Loca Road + aus der kleinen Custom-Schmiede in Breslau gehört definitiv zur zweiten Kategorie. Schon beim ersten Blick beeindruckt die extravagante Lackierung, doch entscheidend ist, wie sich das Bike fährt. Mit einem Mix aus Rennrad-DNA, breiten Gravel-Reifen und maßgeschneiderten Komponenten habe ich das Loca über ruppigen Winterasphalt, steile Anstiege und rasante Abfahrten gejagt. In diesem Erfahrungsbericht erfährst du, ob Komfort, Handling und Performance halten, was das Augenlicht verspricht.
Bike:
- Loca Road +
- Hersteller: Loca-Bikes
- Kategorie: Rennrad Endurance
- Rahmenhöhe (RH): L
Ausstattung:
- Rahmenmaterial: Carbon
- Federgabel/Dämpfer: Carbon / -
- Schaltung: SRAM Rival AXS
- Laufräder: Dandy Horse mit DT-Swiss Naben, Tufo
- Lenker/Vorbau: Zipp Alu
Die Optik des Loca Road +
Auf den ersten Blick überzeugt das aufwändige Design des Loca mit einer perfekten Lackierung. Der Curcuma Flow Lack schimmert je nach Lichteinfall wie ein Paradiesvogel im Regenwald von Papua-Neuguinea. Trotz der auffälligen Lackierung steht das Loca Road + unaufgeregt auf seinen breiten Tufo Pneus und den handgebauten Dandy Horse Laufrädern.
Zur Brand Loca Bikes
Sind die Locas zu Hause in Polen schon eine Bekanntheit, so ist die kleine Custom-Schmiede aus Breslau mit Direktvertrieb hierzulande noch einigermaßen unbekannt. Aktuell gibt es Bikes aus Alu, Stahl oder Carbon in den Kategorien Rennrad +, Gravel-Bike, Singlespeeder und Citybike.
Custom Made wird hier großgeschrieben. Laufräder, Schaltung, Vorbau- oder Kurbellänge sind frei wählbar. Doch wenn es um Lackierungen geht, macht Locas so schnell niemand etwas vor. Bis ins letzte Detail können die Bikes konfiguriert werden.
Das soll sich allerdings in naher Zukunft laut Gründer und Firmenchef Alexander Zemke in den nächsten Wochen/Monaten ändern (Stand Mai 2025). Sowohl das Rahmenmaterial als auch die Kategorien werden aktuell überarbeitet, ebenso die Vertriebsstruktur. Man darf also gespannt sein, was da in nächster Zeit kommt.


Fahrbericht: Meine Loca Bikes Erfahrungen in der Praxis
Lange hat es gedauert, bis ich das Loca aus dem Karton heben durfte. Das Custom-Bike aus dem Nachbarland Polen stand schon lange auf meiner Wunschliste.
Meine Erwartungen wurden schon beim Herausheben aus dem Karton übertroffen. Die Lackierung sucht ihresgleichen und zaubert mir schlagartig ein breites Grinsen ins Gesicht.
Durch den Direktvertrieb und die unzähligen Custom-Möglichkeiten ist das Bike nach ein paar Handgriffen 100 % einsatzbereit. Selbst die Akkus der SRAM AXS-Gruppe sind für eine kurze erste Runde startklar und geladen. Also heißt es erstmal: Lenker gerade stellen, Pedale anschrauben, Akkus einsetzen und …? War’s das schon? Das ging schnell und sollte selbst für einen Laien-Schrauber kein Hexenwerk sein.
Um das Loca ausgiebig zu testen, habe ich mir eine knapp 80 km Runde am Aufstieg zur Schwäbischen Alb mit gesamt 680 Hm ausgesucht. Die steilste Rampe hat 12 % Steigung, die längste Abfahrt ist knapp 3,5 km lang und hat ein durchschnittliches Gefälle von 9 %. Der Asphalt ist kurz nach dem Winter stellenweise sehr ruppig, was sich sowohl im flachen Gelände und an Anstiegen, aber deutlich bei schnellen Abfahrten bemerkbar macht.
Leichtfüßig, fast spielerisch setzt sich das Road + in Bewegung, was mich bei den breiten „Schlappen“ schon sehr positiv stimmt. Klar, das Road + ist ein Rennrad, aber eher für die langen Touren oder für Strecken mit sehr schlechtem Untergrund, oder eben für Menschen, die zwar sportlich fahren, aber nicht bei Straßen-Rennen an den Start gehen wollen.
Selten bin ich auf einem Rennrad so komfortabel gesessen, selten hatte ich nach einer Ausfahrt ein so entspanntes Gefühl, wenn ich aus dem Sattel abgestiegen bin. Das Rad liegt sehr gutmütig auf der Straße, selbst bei Highspeed jenseits der 70 km/h vermittelt das Bike einem das Gefühl, dass wirklich nichts schiefgehen kann. Der Rahmen ist auch bei meinen 90 kg steif und wandelt jede Kurbelumdrehung in Vortrieb um.
Das Zipp Cockpit sieht nicht nur top aus, es ist ebenfalls sehr steif und bietet gleichzeitig genügend Komfort, um auch auf langen Touren schmerzfrei das verdiente Alkoholfrei am Zielort genießen zu können. Auch wenn die Zipp-Kombi keine Schwächen zeigt, würde ich für etwas Aufpreis gleich auf die in Rahmenfarbe lackierte, hauseigene Lenker-Vorbau-Kombi aus Carbon umsteigen. Das gibt dem Bike noch mehr Sexappeal und Komfort.
Die ebenfalls in Polen handgefertigten Dandy Horse Laufräder sind premiummäßig eingespeicht und super präzise zentriert. Der Sound ist für mich genial; wer es lieber leise hat, sollte auf einen anderen Laufradsatz wechseln. Die gewählten SRAM Rival Komponenten funktionieren reibungslos und souverän. Die Übersetzung ist für Freizeit-Racer mehr als ausreichend und überzeugt bergauf ebenso wie bei Vollgas in der Ebene oder in der Abfahrt.
Wenn ich etwas finden will, was ich bemängeln könnte, wäre es der Sattel. Der ist definitiv nichts für mich. Das ist aber kein Beinbruch, sondern eben nur nicht für mich gemacht. Hier hilft ein Ergon-Sattel sicher schnell und schmerzfrei weiter.
Das Fazit des Erfahrungsberichtes
Das Loca überzeugt bereits beim Auspacken aus dem Karton. Erstklassig vormontiert macht es bereits bei den letzten Handgriffen Spaß. Die Lackierung sucht ihresgleichen und ist in der Vielfalt aktuell sicher einzigartig in der Branche. Das Fahrgefühl, das Handling und der Komfort haben mich absolut begeistert.
Kurz und knapp: Ein individuelles, Custom-Bike, das seinesgleichen sucht! Leider muss ich das Bike nach dem Test wieder abgeben und zurücksenden. Das wird aber sicher nicht das letzte Loca-Bike sein, auf dem ich setze! Meine Bestellung ist platziert und ich freue mich auf mein eigenes Loca Road +.


